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Bildungswochenende (BIWO) am 8. und 9. Juni 2024

Das BIWO im Swiss Holiday Park in Morschach organisiert durch den SGB-FSS und die SVEHK

 

Erstmals organisierten die beiden Verbände SGB-FSS und die SVEHK das Bildungswochenende (BIWO) gemeinsam, nachdem die SVEHK im Herbst 2023 einen Teil der Leistungen im Bereich Frühförderung vom SGB-FSS übernommen hatte, unter anderem auch die Durchführung dieses Wochenendes.

 

Am Samstagmorgen früh ging es mit dem ersten Kurs los. Nachdem die Eltern ihre Kinder in die entsprechenden Kindergruppen gebracht hatten, startete im Kurssaal eine Warm-up-Runde mit Tanja und Christoph Siebenhaar. Durch ein Bewegungsspiel stellten sich alle Teilnehmenden kurz vor, auch in welcher Funktion, ob als Eltern oder Angehörige, sie an diesem Wochenende dabei sind.

 

«Wie können Eltern ihre Kinder unterstützen auf dem Weg zu einem gesunden Selbstvertrauen?»
Gemäss Tanja und Christoph Siebenhaar sollen Kinder ihre eigenen Ideen selbständig umsetzen und trotz Stolpersteinen bei Problemen Lösungen finden. Das Ziel ist, dass sich Kinder durch ein gutes Selbstvertrauen zu selbständigen und selbstbewussten sowie sozialen Menschen entwickeln. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, die Welt selber zu entdecken, Dinge auszuprobieren und dadurch Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten zu erhalten. Für die Eltern bedeutet das, den Kindern etwas zuzutrauen und nicht gleich Hilfe anzubieten, wenn etwas im ersten Moment nicht klappt. Eltern sollten lernen, diese Situationen auszuhalten und die nötige Geduld aufzubringen. Die Kinder haben meist grosse Freude, wenn sie etwas selber erreichen, dies stärkt ihr Selbstvertrauen.

In einer Gruppenarbeit wurden anschliessend konkrete Situationen besprochen und die Teilnehmenden machten sich Gedanken, wie sie ihre Kinder noch besser unterstützen können in Bezug auf die Selbstwirksamkeit. Beim wichtigen Thema Kommunikation erzählen Tanja und Christoph Siebenhaar von ihren eigenen Erfahrungen als betroffene Eltern ihres Sohns Andrin mit Hörbehinderung. So wählten sie von Beginn an den bilingualen Ansatz, also Lautsprache und Gebärdensprache. Wichtig war ihnen, dass ihr Sohn rasch die Möglichkeit erhält, sich mitzuteilen. Zu Beginn machte er das mit einfachen Gebärden, die Lautsprache kam erst später dazu.

Ihre Erlebnisse hat die Familie in einer Dokumentation eindrücklich festgehalten – unter folgendem Link:
https://www.meinwegzursprache.com/

 

«Identitätsfindung und Selbstverwirklichung.»
Andrin Siebenhaar lebt sowohl in der gehörlosen als auch in der hörenden Welt und schildert als Selbstbetroffener eindrücklich die beiden unterschiedlichen Kulturen der Hörenden und Gehörlosen. Dabei kommuniziert er in beiden Sprachen, Gebärdensprache und Lautsprache, und ist dankbar für den bilingualen Ansatz, den ihm seine Eltern mit auf den Weg gegeben haben. Die Gebärdensprache ist eine visuelle Sprache. Das Visuelle wird gemäss Andrin Siebenhaar meist vor Lauten gelernt, weshalb sich die Sprachen gegenseitig optimal ergänzen. Weitere Fremdsprachen sind bei ihm mit der Zeit einfach dazugekommen. Andrin Siebenhaar spricht heute mehrere Sprachen, sowohl Gebärdensprachen wie Lautsprachen, und reist gerne um die Welt. In Hinsicht auf die geeignete Schule für ein hörbehindertes Kind rät Andrin Siebenhaaar den Eltern, das Ganze mit ihrem betroffenen Kind je nach Situation genau anzuschauen und das Kind in den Entscheid einzubeziehen. So ging er bis zur Oberstufe integriert zur Schule und merkte mit jedem Schuljahr, dass das Verstehen während des Unterrichts, aber auch in den Pausensituationen schwieriger wurde. Immer mehr Sprache kam dazu und es wurde deutlich schneller gesprochen als in den ersten Schuljahren. So wechselte er an den Landenhof für die Oberstufe. Als weiterführende Schule für Lehre und Berufsmatur ging er an die BSFH (Berufsfachschule für Lernende mit Hör- und Kommunikationsbehinderung) in Oerlikon. Die Teilnehmenden nutzten die Chance und stellten viele Fragen, Andrin Siebenhaar beantwortete sie kompetent und gab den Eltern aus der Sicht eines Selbstbetroffenen wertvolle Tipps mit auf den Weg.

 

«Bildungspolitische Aktualitäten von Bund und Kantonen (Sprachliche Frühförderung und bilingualer Unterricht)»
André Marty ist Verantwortlicher Public Affairs beim SGB-FSS und erzählt von seinem beruflichen Alltag inmitten der Politik. Den anwesenden Eltern aus verschiedenen Kantonen gibt er dadurch einen wichtigen Einblick, wie das in der Schweiz föderalistisch organisierte System funktioniert. In einzelnen Kantonen wurde die Gebärdensprache anerkannt, während dieser Prozess in anderen Kantonen noch läuft. Dadurch entstehen nicht selten kantonale Unterschiede für betroffene Familien mit einem hörbehinderten Kind. Der Rechtsdienst des SGB-FSS unterstützt Familien mit gehörlosen Kindern, ihren Weg für eine bilinguale Bildung in ihrem Wohnkanton zu finden.

Neben den Kursen, dem Erlebnisbad im Swiss Holiday Park und den vielen Freizeitmöglichkeiten blieb den Familien Zeit für angeregte Diskussionen oder das Knüpfen von Kontakten. Müde, aber zufrieden reisten die Familien am Sonntagmittag nach Hause.

An dieser Stelle ein ganz grosses Dankeschön an die zahlreichen Kinderbetreuer:innen, die während den Kursen die Kinder in verschiedenen Kindergruppen betreut haben.

 

Text: Yvonne Widmer
Fotos: Diverse                                                       

Impressionen vom Bildungswochenende (BIWO)