Anerkennung der Unterdrückung der Gebärdensprache
Schulen unterschreiben ein Entschuldigungsschreiben
Es war ein bedeutsamer Anlass für den Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB-FSS) und die Deutschschweizer Schulen im Hörbehindertenwesen mit ihrem Dachverband, dem Schweizerischen Hörbehindertenverband Sonos. Am Tag der Gebärdensprache 2021 anerkennen die Schulen offiziell die Unterdrückung der Gebärdensprache und bedauern das dadurch verursachte Leid von Generationen gehörloser Menschen.
Am Internationalen Mailänder Kongress von 1880 verabschiedeten Pädagogen und Fachleute eine folgenschwere Resolution, mit der die Gebärdensprache in den Bildungsinstitutionen für Gehörlose unterdrückt wurde und damit grosses Leid über Generationen von gehörlosen Menschen brachte. Die heute als falsch deklarierte Entscheidung hatte grosse Auswirkungen bis ins späte 20. Jahrhundert.
130 Jahre dauerte es, bis alle Beschlüsse von 1880 am International Congress on the Education of the Deaf (ICED) 2010 in Vancouver, Kanada, zurückgewiesen wurden. Heute setzen sich alle Beteiligten und Akteure gemeinsam dafür ein, dass die bilinguale Bildung (sowohl Gebärdensprache als auch Lautsprache) für gehörlose Kinder und Jugendliche in der Schweiz Realität wird. Mit ihrer Unterschrift am 23. September 2021 bekennen sie sich zu diesem Ziel.
Christian Trepp, Präsident des Schweizerischen Hörbehindertenverbands Sonos, hat an der Liveveranstaltung die Frage nach der Haltung der SVEHK beantwortet. Vielen Dank für seine passenden Worte.
Haltung der SVEHK aus unserer Sicht
Die Eltern sind offen und tolerant gegenüber verschiedenen Methoden der Kommunikation. Wir setzen uns dafür ein, dass die Eltern von Beginn an neutral und umfassend informiert werden. So können sie den richtigen Entscheid zum Wohl des Kindes und der Familie treffen. Die Eltern kennen ihr eigenes Kind gut und begleiten es ein Leben lang.
Das hörbehinderte oder gehörlose Kind soll die Möglichkeit erhalten, sich mitzuteilen, dafür gibt es verschiedene Methoden. Wir unterstützen Lautsprache, Gebärdensprache, Ergänzte Lautsprache ELS sowie mit Bildern unterstützte Sprache, passend zu den jeweiligen Bedürfnissen der Familie und ihrem Umfeld. Die bilinguale Entwicklung begrüssen wir. Der Zugang zur Gebärdensprache und entsprechende Angebote, diese zu lernen, sind wichtig nicht nur für das hörbehinderte Kind, sondern für die ganze Familie.
Das Akzeptieren und Annehmen der neuen Lebenssituation für Familien mit einer Diagnose «schwerhörig» oder «gehörlos» ist zentral für eine gute Entwicklung des Kindes. Der Austausch mit anderen Eltern, die ein ähnliches Schicksal teilen, ist sehr wichtig und stärkt die Eltern. Dafür setzen wir von der SVEHK uns ein.
Livestream von SGB-FSS auf Facebook
Wer keine Gelegenheit hatte, den Anlass live zu verfolgen, kann den eindrücklichen Event auf Facebook nachschauen.
https://www.facebook.com/100925563313615/videos/1190159234825464/
International Congress on the Education of the Deaf